Seminar-Tourismus ist tot

Gepostet von am Jan 1, 2012 in Aktuelles | Keine Kommentare

Früher waren sie an der Tagesordnung: Die Seminare, Workshops und mehrtägigen Weiterbildungsangebote, zu denen ganze Heerscharen von Mitarbeitern geschickt wurden. Profitiert haben meistens die Barkeeper der Hotels, denn die Außer-Haus-Veranstaltungen uferten nicht selten aus – die eigentlichen Ziele wurden nur selten erreicht. Inzwischen setzt man auf die Inhouse-Weiterbildungen und weiß, welche Vorteile sie bieten.

Dass die Inhouse-Weiterbildung auf dem Vormarsch ist, hat sich längst herumgesprochen. Kein Wunder, brachten doch die vielen Seminare und Weiterbildungsmaßnahmen, die gerade in den 80er und 90er Jahren an der Tagesordnung waren, kaum einen nennenswerten und vor allem nachhaltigen Erfolg. Mitarbeiter waren froh, der Tristesse des Alltags für ein paar Tage entfliehen zu können. Bevorzugter Aufenthaltsort waren die Bars und Kegelbahnen der Hotels und Seminarstätten. Die Wissensvermittlung nahm man oft als notwendiges Übel, bezahlt hat ja alles der Chef.

Heute weiß man es besser. Nach wie vor gibt es viele Veranstaltungen, die aus bestimmten Gründen eben nicht in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden (können). Und auch nicht alle sind schlecht oder mit Ineffizienz gleichzusetzen. Warum aber der Trend zu kleinen, gezielten Weiterbildungsmaßnahmen führt, ist schnell erklärt und liegt fast auf der Hand. So sind es zum einen die niedrigeren Kosten, Hotelübernachtungen und Kilometergelder bzw. Zug- und Flugtickets entfallen. Es sind aber auch ganz praktische Überlegungen: Der Mitarbeiter hat einen meist höheren Lerneffekt, wenn er seine gewohnte Umgebung, seinen PC, seine Software und Unterlagen vor sich hat. Das Gelernte muss er ja später in die Arbeitsabläufe einbringen, er muss alles möglichst sofort und nahtlos umsetzen. Ist der Trainer an seiner Seite, klappt das höchst effizient. Der Chef muss oder sollte gar nicht dabei sein, er ist aber im Idealfall in „Rufweite“, wenn spezielle Fragen auftreten. Und dass man in der Mittagspause in ein chices Restaurant geht oder am Abend gemeinsam (und dann mit dem Chef, der auch bezahlen darf) noch eine Veranstaltung besucht, ist ja nicht ausgeschlossen. Inhouse-Qualifizierungen sind gerade in Arztpraxen oder in Kanzleien längst die Regel. Und fragt man die Betroffenen, dann sehen die auch die Vorteile, selbst wenn sie nicht verreisen dürfen.