Was noch vor wenigen Jahren als „Modeerscheinung“ abgetan und belächelt wurde, ist heute ein Begriff, mit dem sich gerade auch die Ärzte und Therapeuten zunehmend auseinandersetzen müssen. Was aber versteht man unter work life balance wirklich?
In den USA kennt man den Begriff seit Jahrzehnten. In Deutschland steckt er noch immer in den Kinderschuhen oder wird falsch ausgelegt. Mit klassischer Freizeit hat er wenig zu tun, vielmehr mit einem modernen Zeitmanagement. Ob es der Arzt in seiner Praxis ist oder die Führungskraft im Industriebetrieb: Man muss sich nur eine Kienbaum-Studie anschauen und die Zahlen studieren: Sofort kann man viele Handlungsfelder ableiten. Eine der Forderungen aus dieser Studie lautet: Delegieren. Wer aber hat das gelernt? Oft fehlt es an geeignetem Personal, am Wollen nicht selten auch. Die Furcht, dass Andere es nicht so gut machen wie man selbst, ist in der Regel unbegründet, wenn klare Handlungsanleitungen erfolgt sind.
Nimmt man Arbeit mit nach Hause und belastet so seine eigene Freizeit? Kommt es zu keinen sportlichen oder anderen Aktivitäten mehr mit dem Partner, weil der Kopf voll ist mit lauter Unerledigtem? Glaubt man selbst immer daran, dass man eigentlich unersetzbar ist, dass das Handy und der PC ständiger Begleiter sein müssen? Viele Urlaube verfallen, zahlreiche Freundschaften gehen in die Brüche, weil man nur noch eines im Kopf hat: Den Job.
Ärzte und andere Freiberufler sind gut beraten, wenn sie zunächst über eine klare Verteilung der Prioritäten nachdenken und Führen mit der Vereinbarung von Zielen kombinieren. Teilzeitmodelle sollten wenigstens angedacht werden, der Kalender hat auch Platz für den Eintrag „heute habe ich frei“. Und wenn man dann an diesem Tag das Handy in der Schublade lässt, mit seiner Familie einen Ausflug macht und sich mal wieder einen Kinobesuch gönnt statt in der Praxis mit der kassenärztlichen Vereinigung zu korrespondieren, ist das schon die halbe Miete.